Die Sprache – unser wichtigstes Kommunikationsmittel – ist das Thema, das meine Forschungen, meine praktischen Arbeiten und meine Hochschullehre bestimmt.
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Es hat mich immer fasziniert, Sprachen zu analysieren und festzustellen, wie die Unterschiede im Denken und Handeln der Kulturen sich in der Sprache niederschlagen und wie der interkulturelle Austausch dadurch spannend wird. Als Studentin bin ich ein Jahr zum Sprachkurs nach Japan gegangen (und habe dafür mein Studium unterbrochen). Dieses Jahr hat meine persönliche Entwicklung, aber auch meine Forschungsinteressen erheblich beeinflusst. Als ich wieder an der Universität Bielefeld war, gab mir Prof. Dr. Metzing die Möglichkeit, die neu erworbenen Sprachkenntnisse direkt in einem Forschungsprojekt zur automatischen Generierung von Wegbeschreibungen einzusetzen (damals gab es noch kein Google Maps). Die Computerlinguistik hat mich fasziniert. Indem wir versuchen, sprachliche Phänomene nachzubilden, entwickeln wir ein tiefes Verständnis der Sprache und letztlich auch des Denkens dahinter. So habe ich für meine Dissertation an sogenannten „Translation Mismatches“ in der maschinellen Übersetzung gearbeitet und z.B. dabei festgestellt, dass der außersprachliche Kontext im Japanischen viel wichtiger für das Verständnis ist als im Deutschen. So spiegelt sich z.B. die soziale Beziehung von Sprecher, Adressat und Dritten, über die gesprochen wird, direkt in den japanischen Wortformen. Das in der maschinellen Übersetzung nachzubilden erfordert erheblich mehr als die reine Analyse des Satzes – und dieses Problem ist noch längst nicht gelöst.
Meine Forschungsarbeiten zur Grammatik der japanischen Sprache waren immer vom Gedanken geprägt, wie man die Ergebnisse so nutzen kann, dass sie Menschen in ihrer Kommunikation und ihrer Arbeit unterstützen können. Das Buch, das diese Arbeiten zusammenfasst, ist 2016 unter dem Titel „Jacy: An Implemented Grammar of Japanese“ beim CSLI Stanford erschienen. Gleich nach der Einleitung beschreiben wir darin, wie die Grammatik in unterschiedlichen Projekten angewendet wurde, bevor wir auf die Einzelheiten der Grammatik eingehen.
Im Jahr 2006 bin ich zunächst vollends in die Anwendung gegangen. Ich habe als Sprachtechnologin bei der Berliner Firma Acrolinx Technologie für die Grammatik-, Rechtschreib-, Stil- und Terminologieprüfung entwickelt, die Autoren dabei unterstützt, gute technische Dokumentation zu schreiben. Aber auch hier tauchten bald die „alten“ Themen wieder auf: Ich habe der Firma dabei geholfen, Sprachressourcen für die japanische Sprache zu entwickeln, Kontakte nach Japan zu knüpfen und in Tokyo eine weitere Niederlassung aufzubauen.
Anschließend habe ich mich mit automatischem Preediting für die Maschinelle Übersetzung beschäftigt und in einem Forschungsprojekt mitgearbeitet. Schließlich bin ich auf das Thema „Leichte Sprache“ – Texte für Menschen mit eingeschränktem Sprachverständnis – gestoßen und habe auch dort Technologien entwickelt, um die Produktion dieser Texte wirksam zu unterstützen. Seit 2012 bin ich nun Professorin an der Hochschule Darmstadt und unterrichte im Bachelor und im Master Informationswissenschaft. Es macht unwahrscheinlich viel Spaß, den Studierenden von meinen Erfahrungen zu berichten und sie für Sprache und Technik zu begeistern. Ich beschäftige mich von Anfang an mit Lehrmethoden in der Präsenz und im E-Learning, in Vorlesungen, Seminaren und Projekten und versuche, mindestens ein Seminar im Jahr neu zu entwickeln.
In der Forschung kam das Thema Sentimentanalyse wieder auf den Tisch, mit dem ich mich 2005 schon beschäftigt, aber es wieder aus den Augen verloren hatte. Dies auch, weil die Studierenden großes Interesse an diesem Thema gezeigt haben. Meine Erfahrungen in der technischen Dokumentation haben sich als ein gutes Lehrthema herausgestellt. Kooperationen mit anderen Studiengängen (z.B. BWL, Informatik und Journalismus) haben zu Forschungsideen und gemeinsamen Lehrveranstaltungen geführt.